Pressemitteilung zum 10. QVH-Qualitätsforum am 11. November 2021

Am 11. November 2021 fand das 10. QVH-Qualitätsforum „Digital oder analog, das ist hier die Frage – Hilfsmittelversorgung im Wandel“ statt. Im Rahmen der virtuellen Veranstaltung wurden die Auswirkungen der Digitalisierung in der Hilfsmittelversorgung aus verschiedenen Perspektiven aufgezeigt. Des Weiteren wurden Risiken und Chancen durch die Digitalisierung der Prozesse zur Verfügbarkeit der Produkte und Zuordnung der Patienten im Bereich der Hilfsmittelversorgung thematisiert.

Bianca Haaser, Fachberaterin Grundsatzfragen Hilfsmittelversorgung, AOK Plus, gab zu Beginn des Qualitätsforums einen Überblick über die Vorteile für die Versicherten und die Krankenkassen durch die Digitalisierung von administrativen Prozessen in der Hilfsmittelversorgung. „Die Digitalisierung bezeichnet die Einbeziehung digitaler Technologien in die geschäftlichen Prozesse mit dem Ziel, diese zu verbessern. Auch im Hilfsmittelbereich der AOK PLUS wurden aktuell viele Projekte dazu bereits umgesetzt. So konnten wir die Dunkelverarbeitung/Autogenehmigung einführen und sind derzeit dabei diese weiter auszubauen. Ebenso werden die Gutachtenaufträge an den Medizinischen Dienst inzwischen maschinell per DTA übertragen. Ein Tool zur Echtzeitabfrage der Zuzahlungsbefreiung steht für unsere Leistungserbringer zur Verfügung. Ein Blick in die Zukunft verrät weitere spannende Themen, wie den möglichen Einsatz von künstlicher Intelligenz oder die Einführung der eVerordnung.„

André Dick, Leiter digitale Fertigung, bei Rahm, Zentrum für Gesundheit GmbH präsentierte neue Möglichkeiten und Chancen die durch die Digitalisierung im Bereich der Hilfsmittelfertigung, entstehen. “Wir sollten bei allen neuen und spannenden Möglichkeiten durch die Digitalisierung unser klassisches Handwerk nicht vergessen. Auch beim 3D Drucken muss es immer um einen Mehrwert für den Patienten gehen – wir drucken nicht dem Drucken zu Liebe. Vielmehr wählen wir die Herstellungsweise, die in dem konkreten Anwendungsfall einen Mehrwert für den Patienten liefert.“

Dr. Hartmut Stinus, ehem. Präsident Gesellschaft f. Fuß- u. Sprunggelenkchirurgie e.V., bezog vor dem Hintergrund eines zwischen der BEK und einem Leistungserbringer geschlossenen integrativen Versorgungsvertrages zur digitalen Einlagenversorgung, Stellung dazu, was sich hinter diesem Vertrag verbirgt und inwieweit orthopädische individuelle Einlagenversorgung aus der Distanz ohne, dass ein Praktiker Hand anlegt machbar und zulässig ist. Aus seiner medizinischen Sicht statt dort auf Grund der vernünftigerweise voraussehbaren Risiken einer falschen Behandlung des Patienten ein klares NEIN.

Wie die Patientenversorgung durch ein erfolgreiches Telemonitoring verbessert werden kann, erfuhren wir von Prof. Dr. Christoph Schöbel, Leiter Zentrum für Schlaf- und Telemedizin, Universitätsmedizin Essen. „Technik ist kein Selbstzweck. Telemetrisch übertragene Gesundheitsdaten müssen sinnvoll in bestehende Versorgungskonzepte integriert und im klinischen Kontext interpretiert werden können. Nur dann kann Telemonitoring dem behandelnden Ärzt*innen helfen und zum Therapieerfolg der Patient*innen beitragen.“

Dr. Walter Seliger, Teamleiter Hilfsmittelverzeichnis, GKV-Spitzenverband Bund zeigte in seinem Vortrag den Stellenwert des Hilfsmittelverzeichnisses im Kontext der Hilfsmittelversorgung auf und erläuterte die zentralen Aufgaben des GKV-Spitzenverbandes bei der Erstellung, Aktualisierung und Fortschreibung des Hilfsmittelverzeichnisses. Um die fachlichen Herausforderungen bei den Antragsverfahren und der Fortschreibung des Hilfsmittelverzeichnisses angemessen digital abbilden zu können, nutzt der GKV-Spitzenverband ein neu entwickeltes für den Antragsteller transparentes Webportal, das im Rahmen des Vortrags vorgestellt wurde.

Wie es um das Patientenwahlrecht bei der Anwendung digitaler Entlassmanagement-Plattformen bestellt ist, erfuhren wir von Alexander Hesse, Justiziar Bundesinnungsverbands für Orthopädie-Technik (BIV-OT). „„Das Entlassmanagement war in den letzten Jahren Gegenstand einiger Veränderungen. Es greifen hier zahlreiche Gebote und Verbote, Rechte und Pflichten aus verschiedenen Versorgungsbereichen und Interessenlagen ineinander. Zunehmend ist zu beobachten, dass weitere Akteure die Schnittstellen zwischen Kliniken, Kostenträgern und den Leistungserbringern besetzen, in der Hoffnung, nach außen innovativ dazustehen aber gleichzeitig auch eine lukrative Schnittstelle zu übernehmen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen bleiben dabei oftmals unberücksichtigt. Dies wiederum geht in der Regel zu Lasten der Versicherten aber auch zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherungen.“

Last but not least gab uns Dr. Wigan Salazar, Geschäftsführer MSLGROUP Germany GmbH, einen Ausblick darauf, was die Hilfsmittelversorgung in der 20. Legislatur von der Gesundheitspolitik zu erwarten hat. „Die Pandemie hat ein neues Bewusstsein für Gesundheitspolitik geschaffen. Gleichzeitig hat sie aufgezeigt, dass bei der Digitalisierung noch Nachholbedarf besteht. In der jetzt gerade begonnenen Legislaturperiode muss die Digitalisierung im Gesundheitswesen weiter vorangetrieben werden. Dabei sollte vor allem das Einsparpotential berücksichtigt werden, nicht zuletzt wegen des hohen Kostendrucks im Gesundheitssystem.“

Dem QVH e.V. ist es wieder einmal gelungen, aus den unterschiedlichen Bereichen Experten als Referenten zu gewinnen, die ihre Erfahrungen mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern des 10. QVH- Qualitätsforums teilten.

Weitere Veranstaltungen zum Thema sind geplant.

Pressekontakt:
Qualitätsverbund Hilfsmittel e.V.
Conny Rodtmann
Telefon: +49 (0)30 41 40 21-80
Email: c.rodtmann@qvh.de

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